Milben sind neben anderen Ektoparasiten die Geißeln der Geflügelzüchter und Halter. Permanent sind sie im Frühling, wenn es wärmer wird wieder im Stall.

Milben.

Milben sind ein Bestandteil der Natur. In unseren Gefilden kommen drei Arten vor.

Die tropische Vogelmilbe (Ornithonyssus Bursa) kommt eigentlich sehr selten vor und beschränkt sich auf sehr warme Orte.

Die Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) ist dagegen schon häufiger. In der Natur befällt sie die gesamte Vogelwelt. Damit natürlich auch unser, in Gehegen gehaltenes Geflügel. Sie befällt alle Tiere, vom Ziergeflügel über Tauben, Hühner, Zwerghühner und Wassergeflügel.

Die Nordische Vogelmilbe hält sich ständig auf dem Tier auf. Die Tiere sind dann unruhig und beseitigen sie von den erreichbaren Stellen selbst. Durch Sandbäder befreien sich die Tiere meistens selbst von den Parasiten

Behandlungsmöglichkeiten sind ähnlich wie bei der roten Vogelmilbe.

Die rote Vogelmilbe

Nachfolgend wollen wir uns aber mit der roten Vogelmilbe beschäftigen.

Wie bereits gesagt, kommen Milben in der freien Natur vor. Sie bevölkern alle erreichbaren Vögel. Sieht man sich ein Gelege mit jungen Vögeln an, wird man feststellen, dass es im Nest nur so von Milben wimmelt. Die Alttiere reduzieren die Milben durch auffressen. Wenn die Küken selbstständig fressen können verzehren sie auch die Milben. Durch einschleppen auf alle möglichen Arten kommen die Milben in unsere Ställe. Auch der Mensch ist ein Überträger.

Lebenszyklus

Die rote Vogelmilbe ist ein blutsaugender Ektoparasit. Das heißt er hält sich außerhalb des Körpers auf der Haut auf. Die Haut wird durch Stechborsten durchbohrt. Durch die zusammengelegten Cheliceren wird ein Nahrungskanal gebildet, wodurch das Blut aufgesaugt wird.

Wenn die Milben kein Blut gesaugt hat sind sie hellgrau bis schwarz. Erst durch das aufsaugen von Blut wird die Milbe rot.

Ökologie und Lebensweise

Die rote Vogelmilbe ist relativ wenig wirtsspezifisch und befällt alle Vogelarten. In extremen Fällen, wenn nicht genügend Nahrung zu erreichen ist, können sie auch andere Lebewesen, wie auch den Menschen befallen. Allerdings kommt dieses selten vor. Die Milbe schafft es meistens nicht die dickere Haut der Menschen zu durchstechen und verschwindet wieder schnell. Der befall äußert sich durch Juckreiz.

Vogelmilben halten sich im Stall in Ritzen, Spalten unter Sitzstangen, Tränken, Futternäpfen, an unbehandeltem Holz, eigentlich an allen Stellen, die nicht von den Vögeln erreicht werden können. Finden die Vögel die Milben, werden sie gerne gefressen.

Die rote Vogelmilbe geht deshalb nur nachts auf die Wirtstiere, um Blut zu saugen. Bei den Vögeln löst das krabbeln, Unruhe, gesträubtes Gefieder und ständiges suchen im Gefieder aus. Die Tiere schlafen dann nicht. Im Stall breitet sich erhebliche Unruhe aus und bei den Tieren Stress aus.

Nach dem Saugen ziehen sich die Milben dann wieder in ihre Verstecke zurück. Über Nacht bleiben sie dann in ihren Verstecken, um dann am Abend wieder auf die Tiere zu krabbeln.

In den Verstecken findet auch die Eiablage statt. Milben und Eier können Temperaturen bis – 25 Grad Celsius überstehen. Ab einer Temperatur schlüpfen die Larven und werden die Milben aktiv. Bei höheren Temperaturen vermehren sich die Milben in einer Woche. Deshalb explodiert die Population gerade im Frühjahr, wenn die Temperaturen ansteigen.

Die rote Vogelmilbe dringt in alle Gebäude- und Außengehege ein.

Die rote Vogelmilbe kann auch Krankheiten übertragen. In Europa ist eine immer größere Verbreitung festzustellen.

Krankheitsbild

Die Schadwirkung der roten Vogelmilbe besteht im saugen von Blut an den Wirtstieren. Dadurch wird Juckreiz und Entzündungen ausgelöst. Meistens befinden sich die Milben am After, weil hier die Haut dünn und teilweise ohne Befiederung ist. Die Haut ist dann durch die Entzündungen angeschwollen. Im Extremfall und starkem Befall lösen sich Hautfetzen ab. Kopfanhänge wie Kämme Nasensattel, Ohrscheiben und Kehllappen verblassen durch den Blutverlust. Küken sind sehr gefährdet. Meistens werden schwache Küken immer wieder aufgesucht. Das führt innerhalb von wenigen Tagen zum Tod.

Alle befallenen Tiere sind nachts sehr unruhig und können nicht schlafen. Das wiederum führt zu Stress der letztendlich zum Tod.

Durch den Stress werden die Tiere in ihrer gesamten Konstitution geschwächt und sind anfälliger für andere Krankheiten.

Wie erkenne ich den Befall. Wenn die Milbe noch nicht gesaugt hat sind es kleine unter 1 mm große graue und schwarze Punkte. Erst wenn die Milbe Blut gesaugt hat. Um die Spalten herum findet man auch grau aussehenden Kot der Milbe.

Bekämpfung

Wie erkenne ich den Befall. Wenn die Milbe noch nicht gesaugt hat sind es kleine unter 1 mm große graue und schwarze Punkte. Erst wenn die Milbe Blut gesaugt hat. Um die Spalten herum findet man auch grau aussehenden Milbenkot.

Die Milben verstecken sich auch an anderen dunklen Orten wie Unterseiten der Sitzstangen, Futtertrögen, Tränken und sonstigen dunklen Ecken im Stall und im Freigehege.

Schön wäre, wenn man verhindern könnte, dass die Milben überhaut an die Tiere oder in den Stall kommen. Aber wie man aus der Lebensweise erkennen kann, ist das kaum möglich.

Das beste Abwehrmittel ist die Vorbeugung. Da sich die Milben tagsüber vor den Vögeln verstecken müssen, versuchen sie immer aus dem Blickfeld zu kommen. Werden sie von den Vögeln entdeckt, werden sie gefressen.

In Ställen aus Holz, Mauerwerk oder Kunststoff sollten alle Ritzen und Spalten verschlossen werden. Das geht am besten, wenn man den Stall bis ca. 1,50 m höhe mit einer Kalkreichen Innenwandfarbe streicht. Schmale Ritze werden damit gut zu gestrichen. Bei einer hellen Farbe kann man einen neuerlichen Befall sehr gut erkennen. Ebenso können die Sitzstangen von unten gestrichen werden. Tränken und Futtertröge sollten alle 2-3 Tage von unten kontrolliert werden. Tränken und Tröge kann man gut abwaschen. Deshalb sind Kunststofftränken und Tröge aus hygienischen Gründen empfehlenswert.

Sind die roten Vogelmilben einmal da, sollte sie schnellstens beseitigt werden.

Es gibt verschiedene Methoden.

  1. Streichen des Stalls mit Kalkfarbe.
  2. Vorsichtiges abflämmen mit einem Bunsenbrenner. Hiermit ist natürlich mit der entsprechenden Obacht zu verfahren. In Holzställen sollte man lieber darauf verzichten. Wie ich festgestellt habe, bekommt man auch nicht ein ganzes Milbengelege weg. Es bildet sie außen eine Schicht, die die inneren Eier schützt.
  3. Mechanisches entfernen durch abbürsten und ausfegen. Leider gibt es hierbei niemals einen 100 % Erfolg, weil man nicht alle Milben oder Eier erwischt.
  4. Für den Stall gibt es gibt natürlich chemische Mittel zum Abtöten der Milben. Der Vorgang ist nach 8-10 Tagen zu wiederholen, damit auch die nach der Behandlung geschlüpften Milben abgetötet werden. Bei der chemischen Keule werden allerdings auch Nützlinge abgetötet.      Während der Behandlung sind die Tiere aus dem Stall zu entfernen. Auch der Mensch muss sich entsprechend schützen.                                               Die Vorgaben zur Behandlung der Hersteller sind strengstens einzuhalten. Wirkstoffe sind z.B. Permethtrin oder Spinosad. Beide Mittel töten die Parasiten schnell und zuverlässig ab. Problematisch sind allerdings Rückstandsprobleme bei lebensmittelliefernden Tieren (Eier, Fleisch) sowie die Resistenzentwicklung gegenüber den Wirkstoffen.      Arzneimittel zur Anwendung am Huhn ist das Präparat „Exolt“ (Wirkstoff    Fluralaner) zugelassen. Es wird über das Wasser verabreicht oder über den Schnabel direkt zugeführt. Das Mittel verteilt sich auf der Haut. Von den Milben wird der Wirkstoff während der Blutmahlzeit aufgenommen. Innerhalb etwa 4 Stunden setzt eine Lähmung der Milben ein, die letztlich zum Tod der Milben führt. Auch über die Schlupfzeit der Milben von ca. 15 Tage hält die Wirkung an. Nach 14 tagen sollte die Behandlung wiederholt werden.

Während der Behandlung können die Eier verwendet werden. Das Fleisch sollte erst nach etwa 14 Tagen verzehrt werden.

Bei Bedarf ist die Behandlung nach 3 Monaten zu wiederholen.

Zuchtfreunde, die das Mittel benutzt haben, bestätigen den Erfolg. Allerdings gibt es einen Pferdefuß. Das Mittel muss sehr genau dosiert werden. Die zu verabreichende Menge richtet sich nach dem Gewicht der Tiere. Pro Kilogramm Tier beträgt der Preis ca. 1,80 €. Zurzeit ist das Mittel nur in großen Gebinden (1000 Einheiten) auf dem Markt. In kleineren Dosen ist das Mittel nach meinem Wissen bei Dr. Pöppel in Delbrück zu bekommen.

  1. Ein weiteres Präparat wird von der Fa. Rhönfried angeboten. Dieses Mittel wird auch an die Tiere verfüttert. Wirkstoffe sind hierbei hochkonzentrierte Kräuterextrakte. Durch die Kräuter soll der Geruch der Tiere verändert werden und für die Tiere nicht mehr erkennbar sein. Ein Futterhersteller wirb so auch mit seinem Futter. Eine Erfahrung habe ich allerdings nicht selbst gemacht.

Ich kann mir vorstellen, wenn der veränderte Geruch die Milben davon abhalten an den Tieren zu saugen, reicht eigentlich eine umfangreiche Fütterung mit Kräutern aus dem Garten. Kräuter mit etherischen Ölen durften hier besonders wirksam sei. Knoblauch, Zwiebel, Oregano, Schnittlauch,  Zitronen-Melisse, Sauerampfer, Kümmel etc. gehören zu den bevorzugten Kräutern. Kleingeschnitten oder gemußt unter das Feuchtfutter gemischt, nehmen die Tiere das Futter auf. Wenn die Tiere am Anfang die Aufnahme verweigern, sollte man das übliche Futter reduzieren. Haben sich die Tiere an das Futter gewöhnt nehmen sie es gerne auf. Kräuter sollten 1-2-mal in der Woche verabreicht werden.

  1. Bewährt hat sich in den letzten Jahren die Bekämpfung mit ungiftigen Stoffen auf Silikat Basis. Diese Silikatdioxid reichen Präparate sind Biozide und gelten lebensmitteltechnisch als unbedenklich. In der Industrie werden die Präparate bei der Mehl- und Getreidelagerung gegen hier auftretende Parasiten wie z. b. den Mehlkäfer eingesetzt.

Unterschieden werden synthetische Silikate, die zu 100 % amorphes Siliziumdioxid enthalten. Dazu gibt es natürliche Produkte, basierend auf Diatomeenerde und enthält bis 1 % kristallines Siliziumdioxid. Silikate können als Stäube in den Stall eingebracht und sind sofort wirksam. Angeboten werden auch flüssige Präparate, die erst nach dem abtrocknen wirksam werden.                                                                                                   Das Pulver wird in den Ställen verstäubt. Direkt erkennbare Aufenthaltsräume von Milben sollten etwas stärker ein gestäupt werden. Flüssige Mittel werden im Stall auf die Wände gestrichen oder gespritzt. Nach meinen Erfahrungen sind beide Mittel sehr wirksam. Beide Präparate trocknen die Milbe aus. Das Mittel wirkt nicht unmittelbar. Durch das zerstören der äußeren Fettschicht bei der Milbe, tritt der Tod nach ca. 72 Stunden ein.                                                                                                                                 Das einstäuben sollte nach ca. 14 Tagen wiederholt werden, damit auch schlüpfenden Larven abgetötet werden.

Es ist empfehlenswert die Tiere aus dem Stall zu entfernen. Durch den Staub kann zu Augenreizungen kommen. Unmittelbar nachdem sich der Staub gelegt hat, können die Tiere wieder in den Stall zurück.                   Der Mensch sollte sich gegen das einatmen mit einem Mundschutz schützen. Für das ausbringen der Mittel sollten die Herstellervorgaben eingehalten werden. Als Präparate stehen in staubform Kieselgur von mehreren Anbietern im Handel zur Verfügung. Es wird unter dem Namen InsectoSec vertrieben.

In flüssiger form Ist das Mittel unter dem Namen InsectoSec liquid Pro im Händel. Außerdem ist auch ein Insektenspray mit dem gleichen Namen im Handel. Dieser kann punktuell eingesetzt werden. Um einen ganzen Stall Parasitenfrei zu machen ist der Staub oder die flüssige Form sinnvoller.

  1. Abschließend kann gesagt werden, je er man den Befall entdeckt, um so schneller und einfacher sind die Milben zu beseitigen. Deshalb ist es wichtig im Frühjahr jeden Tag im Stall besonders die Ecken und Ritzen zu kontrollieren, um bei Befall sofort Maßnahmen zu ergreifen.

Quellen:                                                                                                    Unterlagen der Fa. BIOFA                                                                                   Unterlagen der Fa. Röhnfried                                                                  Fachaufsatz Geflügelzeitung 10/2019